Im September / Oktober 2025 war es endlich soweit; unsere erste Fahrt mit der Metro in Thessaloniki.
Die Eröffnung hat sehr viele positive Auswirkungen auf die Stadt; die Baustellen verschwinden, dadurch wird es weniger Staus geben und es gibt noch mehr Sehenswertes in Form von Museen im Untergrund.
Während der Bauzeit sind sehr viele Antike Stätten freigelegt worden, die nun Teil der U-Bahnhöfe in Form von frei Zugänglichen Museen integriert sind.

Die Geschichte der Metro von Thessaloniki
Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts gab es Ideen und die Vision eine Metro in der Stadt zu bauen.
In den 80er Jahren wurde es konkreter; 1986 wurde ernsthaft an einem Konzept gearbeitet und 1989 begannen tatsächlich die Bauarbeiten.
Leider gingen die finanziellen Mittel aus und so geschah es, dass die Baustelle zum Erliegen kam.
Ein herber Rückschlag für die Stadt.

In den 90er-Jahren dann der erneute Anlauf; die Pläne zur Metro wurden komplett überarbeitet und den derzeitigen Techniken angepasst.
Und tatsächlich: 2006 erfolgte der erste Spatenstich. Da es diesmal europäische Fördergelder gab, war zumindest die Angst beseitigt, dass erneut das Geld ausgeht.
Mit modernen Tunnelbohrmaschinen und neuster Tunnelbautechnologie war die Fertigstellung für 2012 angekündigt.

Doch es kann, wie es kommen musste; kaum hat man mit dem Graben angefangen, stieß man auf die ersten archäologischen Funde, denen noch sehr viele weiter folgten.
Unter den Straßen Thessalonikis schlummerten Relikte aus mehr als 2.000 Jahren Geschichte: Reste byzantinischer Häuser, römische Straßenpflaster, Mosaike, Brunnen, Münzen und Gräber.
Genau genommen hätte man damit rechnen können, schließlich war Thessaloniki über Jahrhunderte ein Zentrum vieler Kulturen.

Die Funde verzögerten die Arbeiten erheblich, die Ingenieure mussten sich mit den Archäologen zusammensetzten und die Pläne neu erarbeiten.
Bahnhöfe mussten tiefer gelegt werden und die Streckenführung neu berechnet werden. All das kostete Zeit und Geld.
Schon jetzt war klar, dass das Ziel die Metro bis 2012 fertig zu stellen, nahezu unmöglich war.
Es wurde schon von einer endlosen Baustelle gesprochen, doch allen Unkenrufen zu trotz, die arbeiten gingen weiter; wenn auch langsamer als geplant.

Nach mehr als zwanzig Jahren Bauzeit war es dann endlich so weit: Am 30. November 2024 wurde die Metro von Thessaloniki feierlich eröffnet.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt, endlich ging die erste U-Bahn Nordgriechenlands in Betrieb.
Die Archäologischen Funde wurden teilweise in Museen gebracht, aber auch in die Gestaltung der U-Bahnstationen mit eingebracht.
So wird eine Fahrt mit der Metro auch zu einer kleinen Zeitreise.

Inzwischen wird an der Verlängerung Richtung Kalamaria gearbeitet, die den Osten Thessalonikis und den Küstenbereich anschließen soll.
Die Eröffnung soll wohl Anfang 2026 erfolgen, was wohl auch geschehen wird, da außerhalb des Stadtzentrums nicht mit weiteren Archäologischen Funden zu rechnen ist.
Auch der Flughafen Makedonia soll angebunden werden, allerdings Oberirdisch.

Wir sind von Peraia mit dem Auto zur Station Nea Elvetia gefahren und haben dort geparkt.
Ausserhalb des Zentrums ist die Parkplatzsituation nicht so extrem angespannt.
Von hier aus sind wir dann jede Station angefahren, zurück dann in einem Rutsch.
Ausserhalb der Stoßzeiten sind die Bahn und Bahnhöfe nicht allzu voll, sodass man sich in Ruhe alles ansehen konnte.

Alle Stationen sind Hell und ein wenig Futuristisch gestaltet; natürlich Barrierefrei.
Alle Fundstücke und Ausgrabungen kann man besichtigen, die U-Bahn Stationen sind frei zugänglich - also ohne Ticket.

Preise (Stand 2025)

• Einzelfahrt: 0,60 €;
• Tageskarte: 2,50 €
• Diverse Ermäßigungen für Kinder, Rentner, usw.

Einige Daten zur Metro:

• Länge: bisher 9.6 Kilometer
• Bahnhöfe: 13 Stationen
• Reisezeit: Zurücklegung der gesamten Strecke in 17 Minuten.
• Kapazität: Züge können jeweils bis zu 450 Fahrgäste befördern.
• Frequenz: Züge alle 90 Sekunden während der Hauptverkehrszeiten.
• Fahrerlose Züge
• Vollautomatische Züge fahren ohne Fahrer und gewährleisten Sicherheit und Präzision durch Echtzeitüberwachung.
• Platform Screen Doors (PSD)
  Diese Sicherheitsbarrieren verhindern Unfälle, indem sie den Bahnsteig von den Gleisen trennen, bis der Zug eintrifft.

Die Stationen  M1 :

• Neuer Bahnhof / Νέος Σιδηροδρομικός Σταθμός
• Dimokratias / Δημοκρατίας
• Venizelou / Βενιζέλου
• Agia Sofia / Αγίας Σοφίας
• Sintrivani / Σιντριβάνι
• Panepistimio / Πανεπιστήμιο
• Papafi / Παπάφη
• Efklidis / Ευκλείδης
• Fleming / Φλέμινγκ
• Analipsi / Ανάληψη
• 25is Martiou / 25ης Μαρτίου
• Voulgari / Βούλγαρη
• Nea Elvetia / Νέα Ελβετία

Die Stationen der  M2  sind noch nicht in Betrieb.

Der Bahnhof Neos Sidirodromos ist ein Endbahnhof der Metro am neuen Bahnhof Neos Sidirodromos.
Diese Station befindet sich direkt am Eingang des Hauptbahnhofes.
Hier kann man bequem weiterfahren, entweder mit der Bahn oder dem Bus (KTEL).
Der Busbahnhof Thessalonikis ist direkt am Bahnhofsvorplatz.
Das Umfeld des Bahnhofes hat sich sehr zum positiven verändert, da die Dauerbaustelle nun verschwunden ist.

Während des Baus der Station wurden archäologische Funde gemacht; es wurden ein antiker und ein frühchristlicher Friedhof, eine Kirche sowie osmanische Gasthäuser und Lagerhäuser gefunden.
Diese Station sollte eigentlich weiter westlich gebaut werden, wurde aufgrund der Antiken Funde nach Osten verlegt, auch um weitere Verzögerungen aufgrund archäologischer Funde zu vermeiden.

Hier befinden wir uns direkt an der Egnatia / 26is Oktovriou / Plateia Dimokratias.
Heute kann man einen Teil der archäologischen Fundstücke besichtigen.
Auf einer Videoleinwand kann man den Verlauf der Baustelle, sowie die Arbeit der Archäologen verfolgen. Hinweistafeln erzählen etwas zu den Hintergründen.

Diese Station liegt auch an der Egnatia, direkt an der Hamza Bey Moschee.
Sie wurde nach Eleftherios Venizelos benannt, einem ehemaligen griechischen Premierminister, der zu den Vorreitern der Befreiung Thessalonikis im Jahr 1912 gehörte.

Beim Bau wurden sehr bedeutende archäologische Funde in einem sehr großen Ausmaß gemacht, was zu einer heftigen Debatte alles Beteiligten führte.
Im Wesentlichen ging es um die Behandlung des Fundortes; "entweder U-Bahn oder Altertümer".

Kurzfassung: Nach diversen Streitereien, Klagen und neuen Gutachten wurde schließlich entschieden, die Funde zu entfernen und die Station nun in 31 Metern (statt 14 Metern) tiefe zu bauen incl. einen Raum für die Fundstücke.
Die Fundstücke wurden original in diesem Raum wieder aufgebaut, nun kann man diese beeindruckende Fundstelle besichtigen - ein Unterirdisches Museum.
Das ganze Szenario hat zu mehreren Jahren Bauverzögerung geführt.

Die Station Agias Sofias befindet sich an der Egnatia, direkt am Makedononachon-Platz, an deren Oberfläche die archäologischen Funde ausgestellt sind.
Das Areal ist Überdacht und von allen Seiten gut einsehbar.

Agias Sofias verfügt über ein kleines Museum innerhalb der Station in der die Archäologische Sammlung untergebracht ist.
Auch hier hat sich nach diversen Streitigkeiten über den Umgang mit den Funden die Bauzeit erheblich verlängert.
Der Platz rund um Agias Sofias ist nach Beendigung der Bauarbeiten wieder sehr Attraktiv gestaltet worden.

Die Station Sintrivani befindet sich direkt am Sintrivani-Platz / Πλατεία Συντριβανίου und an der Aristoteles-Universität / Αριστοτέλειο Πανεπιστήμιο .
Die Haltestelle gab es schon bis 21.07.1957 als Haltestelle für eine Straßenbahn. Nach der Stilllegung blieb die Haltestelle als Bus-Haltestelle erhalten.
Nun ist sie auch eine Metro-Station, die durch die nähe zur Uni sehr stark frequentiert ist.

Auch hier sind bedeutende Funde zu Tage gefördert worden, die in der Station zu besichtigen sind.
Im Bereich der Station Sintrivani wurde ein bedeutender Teil des östlichen Friedhofs des antiken Thessaloniki untersucht, der sich außerhalb der östlichen Stadtmauer befand. Bäche und Erdablagerungen trugen zur Gestaltung des Friedhofs bereits ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. (300 v. Chr.) bei.

Panepistimio liegt Zentral nur rund 700 Meter von der Nea Paralia entfernt.
In unmittelbarer Nähe liegen viele Museen; u.a. das Archäologisches Museum, War Museum of Thessaloniki und das Olympic Museum.

Die Station wurde nach der Aristoteles-Universität Thessaloniki benannt und bedient diese auch.
Die Station mit einer maximalen Tiefe von 37 Metern auch die tiefste Station der Metro Thessaloniki und sogar die einzige mit drei Ausgängen (einer zum Universität Makedonien und zwei zur Egnatia).

Die Station Papafi liegt an der gleichnamigen Straße, die nach Ioannis Papafis benannt wurde, einem in Thessaloniki geborenen Kaufmann, Unternehmer und nationalen Wohltäter Griechenlands.
Der U-Bahnhof wurde auf dem Garten-Gelände des Papafio-Waisenhauses geplant, was zu Konflikten mit der Einrichtung und die Bauherren führte.
Es gab einen Rechtsstreit, der dazu führte, dass sich der Bau der Station erheblich verzögerte.
Schließlich einigte man sich auf einen Vergleich, allerdings war die Tunnelbohrmaschine inzwischen an der Stelle der zukünftigen Station vorbeigefahren, sodass die Pläne für die Station anschließend angepasst werden mussten.

Die Station wurde nach dem antiken griechischen Mathematiker Euklid und der benachbarten gleichnamigen technischen Schule an der Kreuzung der Straßen Katsimidi und Alexandrou Papanastasiou benannt.

Sie liegt in der Nähe der Haupt- und Einkaufsstraße Konstantinoupoleos, in einem Wohngebiet.

Rund um die Station findet man u.a. das Historisches Archiv Makedoniens, das Makedonisches Hügelgrab der "Entbindungsklinik" und das bedeutende Ippokrateio-Krankenhaus, das 1908 als Hirsch-Krankenhaus gegründet wurde; es zählt heute zu den größten Krankenhäusern Nordgriechenlands.

Die Station wurde nach dem schottischen Wissenschaftler Alexander Fleming benannt.
Während der Bauarbeiten wurden ein römischer Friedhof und eine kleine Siedlung gefunden, der die Bauarbeiten auch hier verzögerte.
Fundstücke und Videoprojektionen in der Station informieren über die Stätte.

Fleming liegt an der Hauptstraße Delfon in einem Wohngebiet, die Nea Paralia ist nur rund 500 Meter entfernt. In der Näheren Umgebung liegen mehrere Museen, u.a das Volkskundemuseum und das Ethnologische Museum Makedoniens und Thrakiens.

Die Metro-Station Analipsi befindet sich im östlichen Teil der Stadt, an der Straße Delfon - einer wichtigen Verkehrsachse, im Wohngebiet mit Einkaufsmöglichkeiten.
Der Bau der Station griff hier aufgrund der Enge der Wohnbebauung ganz besonders in das Leben des Viertels ein.
Die Station wurde in offener Bauweise errichtet, dafür wurde die Delfon-Straße ab 2011 auf einer Länge von 250 Metern komplett gesperrt.

Der Bahnhof 25is Martiou (25. März) wurde nach der gleichnamigen großen Straße in der Nähe benannt, die an den traditionellen Beginn der griechischen Revolution von 1821 erinnert.
Sie befindet sich mitten in einem Wohngebiet.

Hier ist die letzte (oder erste - je nach Fahrtrichtung) Station, die von beiden Linien M1 und M2 bedient wird, bzw. wo beide Linien den gleichen Tunnel benutzen.
Von hier aus führt die Linie 1 weiter nach Nea Elvetia (und zum Depot Pylaia) und die Linie 2 nach Mikra.

Voulgari ist ein recht belebter Bahnhof, die Umgebung wird von Wohnbebauung und Einkaufszonen geprägt.
Ein Interessanter Stadtteil Thessalonikis.

Die Station wurde nach der gleichnamigen Straße benannt, die wiederum nach Dimitrios Voulgaris, dem zwischen 1855 und 1875 achtmaligen griechischen Ministerpräsidenten, benannt wurde.

Nea Elvetia ist der östliche Endbahnhof der Linie M1, hier befindet sich auch das Depot von Pylaia.
Die Oberfläche rund um der Metro-Station wurde komplett neugestaltet, hier befindet sich nun ein großer Busbahnhof, von dem Zahlreiche Buslinien zu weiteren Zielen fahren.

Nea Elvetia ist ein Stadtteil mit Überwiegend Wohnbebauung und Anschluss an die A/D Thessalonikis Neon Moudanion (24), die Stadteinwärts in die Egnatia mündet.